So heilsam sind Tränen: Weinen kann Ihre Gesundheit fördern
Wer nah am Wasser gebaut ist, darf sich bestimmt oft den ein oder anderen blöden Kommentar von Freunden und Freundinnen anhören. Spätestens dann, wenn zusammen ein Liebesfilm geguckt wird – egal mit welchem Ausgang. In unserer Gesellschaft gehört Weinen nun mal noch zu den absoluten Tabu-Themen: Kinder machen das, aber Erwachsene?
Lieber hinter verschlossenen Türen die Tränen fliessen lassen, anstatt an öffentlichen Orten. Und schon gar nicht vor anderen Menschen! Dabei kann genau das wichtige Effekte auf unseren Körper und damit unsere Gesundheit haben – lassen Sie Ihren Tränen freien Lauf.
Wie Weinen Ihre Gesundheit stärkt
Wenn wir uns anschauen, wie wichtig Weinen für uns ist, wundern wir uns erst recht, dass die kullernden Tränen so verpönt sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten Menschen gar nicht wissen, dass Weinen einen positiven Aspekt auf unsere Gesundheit hat. Aber egal ob in Gesellschaft oder allein, weinen kann sehr befreiend und sogar gesund sein. Wer sich das Weinen zu häufig verbietet und die Tränen zurückhält, erhöht seinen Stresslevel und begünstigt damit Beschwerden wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Magenprobleme, Depressionen oder Angstzustände.
Tränen sind nicht gleich Tränen
Dabei kommt es ganz darauf an, aus welchen Gründen wir weinen. Forscher unterscheiden verschiedene Arten von Tränen: Reflextränen, die beispielsweise entstehen, wenn uns ein Staubkorn ins Auge fliegt, basale Tränen, die auf ganz natürliche Weise unser Auge feucht halten und reinigen und emotionale Tränen, die Ausdruck unserer Gemütslage sind. Jede dieser Tränenarten hat eine andere chemische Zusammensetzung. Unser Körper weiss, warum wir Weinen und reagiert entsprechend, um uns zu helfen. Emotionale Tränen enthalten eine deutlich höhere Konzentration an giftigen Hormonen, die im Körper das Stresshormon Cortisol anheben. Beim Weinen wird also buchstäblich Stress aus dem Körper heraus gespült. Im Rahmen einer Studie stellten Forscher ausserdem fest, dass Weinen uns hilft, das natürliche Gleichgewicht der Körperfunktionen aufrecht zu erhalten.
Frauen weinen bis zu 64-mal im Jahr
Während die Schutzfunktion biologisch einfach erklärbar ist, haben die Forscher noch keine eindeutigen Ursachen für emotionale Tränen gefunden. Fest steht laut Deutscher Ophthalmologischer Gesellschaft (DOG), der Fachgesellschaft für Augenheilkunde, nur, dass Frauen bis zu 64-mal im Jahr weinen, Männer dagegen höchstens 17-mal. Übrigens nicht von klein auf. Dieser Unterschied bildet sich erst mit den Jahren heraus. Bis ungefähr zum 13. Lebensjahr weinen Mädchen und Jungen etwa gleich häufig. Dann überholen die Frauen die Männer: Frauen weinen aber nicht nur häufiger, sondern auch länger. Sie lassen im Schnitt sechs Minuten lang die Tränen kullern, bei Männern sind es zwei bis vier Minuten. Bei zwei Dritteln der Frauen geht das Weinen dann in Schluchzen über, bei den Männern sind es nur sechs Prozent. Vermutet werden verschiedene Gründe für die geschlechterunterschiedliche Tränenproduktion.
Ein wichtiger Punkt ist sicherlich die unterschiedliche Sozialisation der Geschlechter: Jungen bekommen von klein auf gesagt, dass sie sich zusammenreißen und nicht heulen sollen. Aber auch andere Gründe sind möglich: So wird angenommen, dass der Botenstoff Prolaktin, der bei Mädchen in der Pubertät verstärkt produziert wird, die Hemmschwelle zum Weinen senkt. Ausserdem gibt es anatomische Gründe. Der Tränenkanal ist bei Frauen kleiner als bei Männern. Das heisst: Männer nehmen die Tränenflüssigkeit erst mal auf und leiten sie dann über die Nasenhöhle ab. Bei Frauen kullern sie viel leichter über den Lidrand und über die Wangen.